Auf den ersten Blickt sieht es lustig aus: deine Katze torkelt wie ein Betrunkener und läuft dabei irgendwie komisch mit den Hinterbeinen. Was zunächst für den ein oder anderen Lacher sorgt, kann aber ein ernstzunehmendes Problem deiner Katze sein. Wie es dazu kommen kann, dass deine Katze plötzlich nicht mehr sicher auf den Beinen ist, erfährst du hier.
1. Gleichgewichtssinn der Katze
Katzen sind als absolute Meister der Balance bekannt. Ihr Gleichgewichtsorgan, der sogenannte Vestibularapparat, befindet sich im Innenohr und funktioniert wie eine Wasserwaage. Die komplexen Prozesse der Sinnesverarbeitung und Bewegungssteuerung, die im Gehirn koordiniert werden, laufen parallel zur Gleichgewichtssteuerung ab.
Auch ist das Gleichgewichtsorgan für die Steuerung von Kopf und-Augenbewegungen zuständig. Je nach Lage des Kopfes in Relation zum Körper werden bestimmte Reflexe ausgelöst.
Torkelt keine Katze nun mit den Hinterbeinen oder läuft generell komisch und wie betrunken, liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Störung ihres Gleichgewichtssinns vor.
2. Vestibularsyndrom
Bei Störungen es Gleichgewichtssinnes spricht man von einem sogenannten Vestibularsyndrom. Betreffen kann das grundsätzlich jede Katze, es wird jedoch gehäuft bei Katzen mittleren Alters beobachtet.
Die Katze torkelt mit den Hinterbeinen, hält häufig ihren Kopf schief und knickt manchmal sogar mit den Hinterläufen weg und fällt um. Zusätzlich können schnelle Augenbewegungen, Erbrechen und im Kreis gehen vorkommen.
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Auslöser für diese Problematik können Erkrankungen des Innenohrs, wie eine Entzündung, Fehlfunktionen der Schilddrüse, schädliche Substanzen, Infektionen, Verletzungen von Hirn oder Ohren, Tumore oder angeborene Fehlbildungen sein.
Man unterscheidet je nach betroffenem Teil des Gleichgewichtssystems nach zentralem Vestibularsyndrom, ausgehend vom Gehirn und peripherem Vestibularsyndrom, ausgehend vom Innenohr.
Der Tierarzt kann zur Diagnose mit einer Kamera bis zum Trommelfell in das Katzenohr sehen. Findet er hier nichts, sind weitere Untersuchungen in Narkose nötig. Bildgebende Verfahren wie ein MRT oder CT können dann die gewünschten Ergebnisse liefern.
Es kann aber auch vorkommen, dass keine genaue Ursache ausgemacht werden kann. In diesem Fall spricht man vom idiopathischen Vestibularsyndrom.
Die Behandlung und deren Erfolg sind dann abhängig vom jeweiligen Auslöser. Wenn jedoch keine zugrunde liegende Krankheit gefunden wird, können Medikamente gegen Übelkeit, sowie kreislaufunterstützende und durchblutungsfördernde Medikamente helfen.
Oft verschwinden die Probleme unter der richtigen Pflege dann sogar wieder relativ rasch oder bleiben so minimal vorhanden, dass die Lebensqualität der Katze nicht beeinträchtigt ist.

3. Ataxie – oder auch liebevoll „Wackelkatzen“
Feline Ataxie ist der Sammelbegriff für Koordinationsstörungen bei Katzen. Diese unkontrollierten Bewegungen können sich als Torkeln oder „komisches“ Laufen der Katze mit den Hinterbeinen und gelegentliches Umfallen bemerkbar machen.
Deine Katze kann steifbeinig und unbeholfen wirken oder eben wie betrunken torkeln. Ihr Gehirn kann Bewegungsabläufe nicht mehr richtig steuern. Ataxien werden nicht zu den Krankheiten gezählt, sondern gelten als Behinderung.
Wie beim Vestibularsyndrom, wird eine Ataxie anhand der betroffenen Körperregion, welche die Ataxie auslöst, definiert.
Cerebellär: Sie ist die häufigste Form. Hier wurde eventuell schon im Mutterleib, oder auch zu späteren Zeitpunkten im Leben der Katze, das Kleinhirn geschädigt. Leidet die Katzenmutter während der Trächtigkeit z.B. an Katzenseuche, kommt es zu einer Unterentwicklung des Kleinhirns.
Sensorisch: Hierbei ist vor allem das Rückenmark betroffen, aber auch Gelenkschäden oder Wirbelsäulenerkrankungen können Auslöser sein. Die Muskulatur ist geschwächt und die Katze steht mit allen Vieren sehr breitbeinig, um sich zu stabilisieren.
Vestibulär: Der Gleichgewichtssinn, also entweder in Gehirn oder Ohr, ist geschädigt. Eine Ataxie kann demnach auch ein Symptom bzw. ein Resultat des Vestibularsyndroms sein.
Anhand der Erscheinung der Bewegungsstörungen kann ein erfahrener Tierarzt oft schon bestimmen, um welche Form es sich handelt. Des Weiteren können Gehirn- und Muskelstrommessungen und die altbewährten bildgebenden Verfahren zum Einsatz kommen.
Die Prognose für den weiteren Verlauf ist dann sehr stark von der Ursache abhängig. Katzen mit Ataxien können jedoch auch ein schönes Leben genießen. Tipps, wie man den Alltag mit einer Handicap Katze einfacherer gestalten kann folgen nach einem kurzen Warnhinweis.
4. Achtung! – Akuter Fall: Vergiftungen
Wenn deine Katze die Kontrolle über ihre Hinterbeine verloren zu haben scheint und torkelt wie betrunken, kann das auch ein Warnzeichen für eine Vergiftung sein.
Die Liste der möglichen giftigen Substanzen ist lang, aber insbesondere bei Vergiftungen durch Frostschutzmittel ist ein torkelnder Gang charakteristisch. In den kalten Jahreszeiten können sich beim Einfüllen von Frostschutzmittel ins Auto kleine Pfützen bilden. Für Katzen schmeck dieses meist angenehm und wird deswegen gerne aufgeschleckt.
Zum komischen Laufen mit den Hinterbeinen oder allen Vieren können auch Benommenheit, Erbrechen oder Muskelkrämpfe kommen. Ergreife bitte keine eignen Maßnahmen um einer Vergiftung entgegenzuwirken, sondern verständige den tierärztlichen Notdienst.
Tipps für den Katzenhaushalt mit Handicap Katze
Sollte dein Tier dauerhaft unter Gleichgewichts- oder Koordinationsstörungen wie Torkeln und Problemen mit den Vorder- und Hinterbeinen leiden, solltest du dein Zuhause für das Kätzchen entsprechend absichern.
Dazu gehören vor allem Treppen und deren Geländer und andere höher gelegene Plätze. Zudem ein erhöhter und stabiler Futternapf und am besten eine Katzentoilette mit Haube, die der Katze die Möglichkeit bietet sich abzustützen ohne aus dem Klo zu purzeln.
Teppichboden oder Teppiche mit Anti-Rutschunterlage sind ein stabilerer Untergrund für Katzen, die einen unsicheren Gang haben und zu Stürzen neigen, als Holzböden oder Fließen.
Durch gezieltes Training und Übungen kann man Bewegungsabläufe und die Muskulatur der Katze auch weiter unterstützen. Nicht zu vernachlässigen sind dabei auch eine extra Portion Liebe und Geduld.
Katze torkelt mit den Hinterbeinen – Zusammenfassung
Wenn deine Katze mit den Hinterbeinen torkelt, komisch läuft oder wie betrunken umherstolpert, liegt in der Regel ein Problem mit ihrem sonst so akkuraten Gleichgewichtssinn vor.
Neben leider zahlreichen möglichen Erkrankungen, die ihren Gleichgewichtsapparat stören und sogar dauerhaft beeinträchtigen können, gilt es dringend auch eine Vergiftung auszuschließen. Das ist der Fall, wenn diese Symptome plötzlich und in Verbindung mit z.B. Erbrechen und Zittern oder Krämpfen auftreten.
Selbst wenn keine zugrunde liegende Ursache gefunden wird, kann deine Katze noch ein langes und glückliches Leben führen. Manchmal verschwinden diese Auffälligkeiten auch von selbst wieder oder es bleibt höchstens eine leichte Schiefhaltung des Kopfes zurück.
Aber auch dauerhaft „wackelige“ Katzen können mit den richtigen Sicherheitsvorkehrungen, der richtigen Pflege und eventuell Medikamenten ihr Leben durchaus noch genießen – und so auch den Katzenbesitzer noch lange glücklich machen.