Das große Kuscheln auf dem Sofa bleibt plötzlich aus? Dein Hund legt sich immer weg von dir, zieht sich zurück oder verkriecht sich sogar in der Ecke? Du fragst dich, ob er vielleicht krank ist oder du etwas falsch machst? Bitte nimm das nicht persönlich oder gar als Zeichen von Liebesmangel. Hier findest du eine ganze Reihe von möglichen Auslösern zum besseren Verständnis.
1. Hund legt sich wegen körperliche Leiden weg von dir
Dein Hund zieht sich generell vermehrt zurück und wirkt nicht mehr so ausgelassen wie früher? Krankheiten, die sein allgemeines Wohlbefinden einschränken oder aber ihm Schmerzen bereiten können die Ursache sein.
Beispielweise könnte dein Hund Schmerzen haben, die bei Berührung noch verstärkt werden und ihm das Spielen, Toben oder sogar Streicheleinheiten vermiesen. In der Folge will er diese Schmerzen natürlich vermeiden und distanziert dich von dir und zieht sich immer mehr zurück.
Lösung: Körperliche Leiden sind selbstverständlich vom Veterinärmediziner abzuklären. Von einer einfachen Magen-Darm-Verstimmung bis zu Tumorleiden können die verschiedensten Krankheiten das veränderte Verhalten deines Hundes auslösen. Sind diese aber behandelbar und erst einmal beseitigt, wird er schnell wieder deine Nähe suchen.
2. Dein Hund legt sich wegen Schlafmangel weg
Der eigentlich naheliegendste Grund. Es ist nicht zu unterschätzen, wie viel Schlaf Hunde wirklich brauchen. Gerade junge und alte Hunde brauchen eine ganze Menge davon. Ihr täglicher Schlafbedarf kann bis zu 20 Stunden betragen, denn Schlaf ist eine wichtige Phase der Regeneration.
Bekommt dein Vierbeiner keine ausreichende Mütze Schlaf oder wird durch Lärm, ständiges Aufwecken oder andere Strassfaktoren gestört, kann es sein, dass er sich lieber von dir weglegt und sich zurückzieht um irgendwo ungestört schlafen zu können.
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Lösung: Sorge dafür, dass dein Hund einen ruhigen Rückzugsort hat und dass er, wenn er schläft, dabei auch nicht gestört oder geweckt wird. Ja, auch dein Kuschelbedürfnis könnte seinen Schlaf stören.
Ganz nebenbei eine eher schlechte Nachricht für alle Direktkontakt-Kuschler: Studien haben nahegelegt, dass Umarmungen für Hunde einen ziemlichen Strassfaktor darstellen können. Um Umgang mit anderen Hunden ist bereits das Auflegen einer Pfote ein Zeichen der Unterwerfung. Eine kräftige Umarmung könnte deinem Hund daher ein völlig falsches Signal senden.

3. Stress durch Veränderungen
Hunde sind wahre Routinetiere. Ein geregelter Alltag gibt ihnen Sicherheit. Wird dein Vierbeiner in seinem Hundealltag durch Veränderungen oder neue Stressoren durcheinandergebracht, kann es durchaus passieren, dass er sich zurückzieht, sich immer häufiger von dir weglegt oder sich sogar in eine Ecke verkriecht.
Auslöser kann dabei Vielerlei sein. Längeres Alleinebleiben wegen eines neuen Jobs, ein Umzug, ein neues Familienmitglied oder auch der Verlust eines zwei- oder vierbeinigen Gefährten.
Es können aber auch subtilere Gründe sein. Neue Geräusche und ganz besonders neue Gerüche können deinen Hund irritieren. Beispielsweise ändert sich der Geruch von Frauen in der Schwangerschaft durchaus so, dass die feine Nase von Hunden das wahrnehmen kann.
Lösung: Gib deinem Hund Halt durch fixe Routineabläufe im Alltag. Gewöhne in behutsam an Veränderungen; wo das möglich ist. Besonders wichtig ist es auch ihm Raum und die Zeit zu lassen, wenn er sich gestresst fühlt. Sollte dein Hund sich von dir distanzieren, weil er sich vernachlässigt oder alleingelassen fühlt, schenke ihm die Aufmerksamkeit, die er verdient.
4. Depressionen und Traumata
Auch Hunde können psychische Leiden haben, die eine eingehendere Untersuchung und Behandlung erfordern. So haben auch Hunde Depressionen. Vielleicht war dein Hund nie der Kontaktfreudigste und hat sich schon immer lieber weg von dir gelegt.
Der Grund muss und wird hier in den meisten Fällen nicht an dir als Person liegen. Depressionen können viele Auslöser haben. Unterforderung sowie Überforderung, dauerhafter Stress oder körperliche Ursachen sind nur einige Beispiele.
Hunde aus schwierigen Verhältnissen und/oder mit Traumata haben oft weniger Vertrauen zum Menschen und brauchen mehr Raum für sich. Oder aber sie haben eine bestimme Sache, einen Geruch oder ein Geräusch mit negativen Erfahrungen verknüpft und reagieren dann mit Meideverhalten.
Lösung: Distanziert sich dein Hund von dir, obwohl er körperlich gesund ist, einen „geregelten Alltag“ hat, Aufmerksamkeit und Beschäftigung im richtigen Maße bekommt und du selbst einfach keinen Auslöser festmachen kannst, kann ein Hundetrainer oder Hundepsychologe dich dabei unterstützen.
5. Der betagte Hund
Hundesenioren und -seniorinnen haben nicht nur mit zunehmenden körperlichen Beschwerden zu kämpfen, sie tolerieren auch weniger Stressfaktoren und brauchen eine ordentliche Menge Schlaf. Vielleicht macht ihnen sogar eine beginnende Inkontinenz zu schaffen und sie wollen ein Missgeschick auf dem Sofa vermeiden.
Dass sich ältere Hunde zunehmend zurückziehen und sich dann auch immer häufiger von dir weglegen, ist bei den meisten Hunden völlig normal. Gerade körperliche Beschwerden sollten aber natürlich vom Tierarzt untersucht werden.
Lösung: Kuschlige Schlafplätze, an denen dein Hund die Ruhe findet, die seine alten Knochen brauchen. Dazu tierärztliche Check-Ups um ernstere Altersleiden auszuschließen. Außerdem sollte gerade Kindern, aber auch anderen Familienmitgliedern, beigebracht werden, dass der tierische Mitbewohner nun in einem Alter ist, in dem er vermehrt Ruhe benötigt und dass entsprechend mit ihm umzugehen ist.
Hund legt sich immer weg von mir – Fazit:
Wenn dein Hund sich zurückzieht, sich immer öfter weg von dir legt oder sich sogar in der Ecke verkriecht, sollte das zunächst genau beobachtet werden.
Was genau dieses Verhalten auslöst, weiß ein fürsorglicher Besitzer in der Regel schnell am besten. Ist das Verhalten nicht körperlich bedingt, sehr ausgeprägt und kommen noch weitere Auffälligkeiten wie Appetitlosigkeit oder Aggressivität hinzu, sind das deutliche Warnhinweise. In diesem Fall ist die, eventuell auch längerfristige, Zusammenarbeit mit Experten sinnvoll.
In keinem Fall jedoch sollte es bestraft werden, wenn sich dein Hund zurückzieht. Das hat allenfalls eine Verstärkung seiner Distanzierung zur Folge, wenn es nicht gar eure Bindung generell schädigt.
Erwarte nicht zu viel von deinem Hund und den Maßnahmen, die du ergreifst. Manche Hunde neigen von Natur aus nicht so sehr zum Kuscheln oder haben einfach zu schlimme Erfahrungen gemacht, um intensive Nähe genießen zu können.
Mit Sicherheit wirst du dann andere Wege finden können deine Liebe auszudrücken (und welche zurückzubekommen). Beispielweise durch ausgiebiges Spielen und gemeinsame Trainingseinheiten. Im Zweifelsfall gilt: Liebe geht durch den Magen.
Bildnachweise: Fotos von Ana Martin & Matthew Henry auf Unsplash